Heilpraktiker – Das Schröpfen
Es gehört zu den klassischen Ausleitungsverfahren und wurde bereits vor 5000 Jahren praktiziert. In der modernen Medizin wurde es von Ascher wiederentdeckt „Ascher Verfahren“. Es handelt sich um ein hautreizendes Therapieverfahren mit lokaler, segmentaler und reflektorischer Wirkung.
Hintergrund ist die Reflextherapie:
Die Wirkung des Schröpfens erklärt sich wie folgt: Es besteht eine Beziehung zwischen Körperoberfläche und Körperinnerem, den Organen. Diese Wechselwirkungen erklären sich unter anderem durch kutiviszerale Reflexbögen also ganz einfach ausgedrückt werden Nerven der Haut und Nerven bestimmter Organe gemeinsam verschaltet, so dass eine Stimulation eines bestimmten Segmentes am Rücken gleichzeitig auch ein bestimmtes Organ stimuliert. Zusammenfassend ist dies in der Topographie der Schröpfzonen am Rücken nach Johann Abele dargestellt. Übrigens ist dieses Phänomen im Umkehrschluss auch in der Schulmedizin bekannt. Man denke nur an den schmerzenden linken Arm oder den Schmerz des Unterkiefers bei einer Angina pectoris oder einem Herzinfarkt. Oder die Schmerzen in der rechten Schulter bei einer entzündeten Galle.
Lokale Ausleitungstherapie
Schröpfen kann auch direkt über einem erkrankten bzw. entzündeten Organ angewendet werden. Die Hyperämisierung und die starke Anregung des Lymphstroms führen zur lokalen Drainage der Haut und des Bindegewebes mit Ausleitung von Toxinen und Entzündungsstoffen.
Die forcierte Hyperämie und die Beseitigung lokaler Stauungszustände verbessern die Stoffwechselleistung und die Sauerstoffversorgung.
Es kommt zur Muskelrelaxation im geschröpften Areal. Schröpfen hat sich sehr bewährt über verspannten Muskelarealen oder bei Hartspann.
Auch eine unspezifische Immunanregung sowie eine vegetative Umstimmung sind zu beobachten.
Um zu Schröpfen wird ein Vacuum im Schröpfglas hergestellt, zum Beispiel mit einer Flamme. Der Rücken wird nach Hartspann oder Gelosen abgesucht oder es erfolgt die Lokalisation der Schröpfgläser anhand der Segmentauswahl nach Johann Abele. Es werden bis zu 20 Schröpfgläser aufgesetzt, die ordentlichen Zug ausüben sollen, jedoch nicht schmerzen sollen. An den betroffenen Hautbezirken können folgende gewünschte Reaktionen auftreten: Deutliche Rötungen mit petechialen Einblutungen oder Hämatomen, seröses Exsudat, ggf. Bläschenbildung, mit Blut oder Lymphe gefüllt. Je intensiver diese Erscheinungen auftreten um so größer ist die Belastung des entsprechenden Gewebes.
Baunscheidt- Verfahren
Dieses Verfahren der hippokratischen Medizin wurde nach Carl Baunscheidt benannt. Zur Ausführung benötigt man einen Stichelapparat und ein spezielles hautreizendes Öl. Auch hier kommt es zu einer Hyperämie und Aktivierung des Lymphstroms; Stoffwechselprodukte können leichter ausgeschieden werden. Auch eine Immunmodulation wird beobachtet. Durch die künstlich erzeugte Entzündung werden das lymphatische System und die Makrophagen aktiviert. Durch die starke Anregung der Durchblutung kommt es zur deutlichen Entspannung der behandelten Muskelareale.
Durchführung:
Zunächst wird die Haut desinfiziert und dann wird die Haut mit dem o. a. Baunscheidt- Gerät oberflächlich engmaschig angestichelt. Die Eindringtiefe ist 1-2 mm, sodass keine Blutungen entstehen. Anschließend wird die Haut mit einem Reizöl eingerieben. Die Rezepturen können über die Apotheke bezogen werden. Das Hautareal wird mit einem Verband aus Mullbinden abgedeckt und warmgehalten.
Bewährt hat sich das Baunscheidtieren:
bei Infektanfälligkeit und Erkrankungen des Bewegungsapparates
bei Erkrankungen des Nervensystems, des Gastrointestinaltrakts sowie bei Lebererkrankungen und Galleerkrankungen.
Kontraindikationen sind akute allergischen Erkrankungen, Fieberzustände, vorgeschädigte Haut, nach Strahlentherapie usw.